Wisselsing St. Peter und Paul Innenansicht Stefanie Mayer

Pfarrkirche St. Peter und Paul

Patro­zi­ni­um 29. Juni

Frü­her dach­te man, dass Wis­sel­sing erst seit 1692 eine Kir­che habe, dann hat die For­schung gese­hen, dass die ört­li­che Kir­che schon zum Ende des Mit­tel­al­ters quel­len­mä­ßig greif­bar wird.

Wirk­lich faß­bar wird die Kir­che zu Wis­sel­sing in dem Bericht der gro­ßen Baye­ri­schen Visi­ta­ti­on des Jah­res 1558. Damals hat­te man in Deutsch­land seit Jahr­zehn­ten um den rech­ten Glau­ben gerun­gen. 1558 ließ dann Her­zog Albrecht V., dem die Kir­chen­re­form ein gro­ßes Anlie­gen war, in allen Pfar­rei­en sei­nes Her­zog­tums die sog. Baye­ri­sche Visi­ta­ti­on durch­füh­ren. Die Visi­ta­ti­on im Bis­tum Pas­sau dau­er­te bis kurz vor Weih­nach­ten 1558. Für jede Pfar­rei wur­de der glei­che Fra­gen­ka­ta­log ver­wen­det, nach dem die Geist­li­chen ein­zeln und dann die Ver­tre­ter des Pfarr­vol­kes befragt wurden.

Hier eine Zusam­men­fas­sung der Ergeb­nis­se der Befra­gun­gen: Das Wich­tigs­te ist zunächst, dass es 1558 schon eine Kir­che gab, die bau­fäl­lig war — das datiert den Kir­chen­bau min­des­tens ins 15. Jahr­hun­dert. Dafür spricht auch die Figur der sit­zen­den Got­tes­mut­ter mit Kind aus der Mit­te des 15. Jahr­hun­derts. Außer­dem sehen wir den regel­mä­ßi­gen Sonn- und Fei­er­tags­got­tes­dienst, abwech­selnd mit Ott­ma­ring, und eine Wochen­mes­se, die auch in die­ser Hoch­pha­se der refor­ma­to­ri­schen Bewe­gung wei­ter­hin gehal­ten wur­de — Zei­chen für ein treu­es katho­li­sches Glau­bens­le­ben. Der Pries­ter, der Gesell­pries­ter, kam dazu vom Pfarr­hof Kirchdorf.

In der Barock­zeit kam es 1692 zum Neu­bau der jet­zi­gen Kir­che. Die­ser Bau dürf­te eine Fol­ge des Erd­be­bens von 1690 sein, das zahl­rei­che Kir­chen des Isar- und Vil­sta­les beschä­digt hat und ent­spre­chen­de Bau­maß­nah­men erfor­der­te. Der Meis­ter war wohl ein Vils­ho­fe­ner Land­ge­richts-Bau­meis­ter, mit dem die ita­lie­ni­sche Barock­kunst auch hier Ein­zug hielt. Das Jahr 1726 ist für Wis­sel­sing ein ganz beson­de­res, denn damals hielt Bischof Joseph Domi­ni­kus Kar­di­nal Graf von Lam­berg die Kirch­weih. Und schon 1735 fin­det sich die ers­te Jahr­tags­stif­tung für die Wis­sel­sin­ger Kir­che, gestif­tet vom Bau­ern Andre­as Stingl­ham­mer, eine Stif­tung, der im 19. und 20. Jahr­hun­dert noch vie­le fol­gen soll­ten und mit denen die Fili­al­an­ge­hö­ri­gen dafür sorg­ten, dass das got­tes­dienst­li­che Leben immer rei­cher wur­de und ihr Andenken fortlebte.

Der Eifer der Fili­al­ge­mein­de wird auch deut­lich in den Arbei­ten an der Kir­che: 1751 mal­te der renom­mier­te Lands­hu­ter Meis­ter Mat­thi­as Dabur­ger das Hoch­al­tar­blatt., 1754 faß­te der Oster­ho­fe­ner Meis­ter Sebas­ti­an Stau­din­ger den Hoch­al­tar und um 1770 schuf der Nie­der­al­tai­cher Meis­ter Franz Anton Rauscher (17311777), der viel­leicht auch schon bei den Maß­nah­men ab 1751 ein­ge­schal­tet war, das hie­si­ge Decken­ge­mäl­de. Franz Anton Rauscher, wie sein Vater, Joseph Rauscher, Maler und Hof­wirt zu Aicha an der Donau, war Schü­ler von Egid Qui­rin Asam und er wur­de einer der bedeu­tends­ten nie­der­baye­ri­schen Meis­ter der Epo­che, der bedeu­tends­te Barock­ma­ler aus dem nie­der­al­tai­cher Kunst­kreis; eine gro­ße Zahl nie­der­baye­ri­scher Kir­chen und Klös­ter nen­nen Wer­ke von sei­ner Hand ihr eigen. Damit hat die baro­cke Kir­che von Wis­sel­sing auch kunst­his­to­risch einen bemer­kens­wer­ten Rang.

Im letz­ten Drit­tel des 19. Jahr­hun­derts ging die seit 1818 eigen­stän­di­ge poli­ti­sche Gemein­de Wis­sel­sing dar­an, eine eige­ne Orts­kir­chen­ge­mein­de auf­zu­bau­en. Die Pfarr­an­ge­hö­ri­gen stif­te­ten außer­or­dent­lich viel: Hat­te es 1850 erst 17 Jahr­ta­ge gege­ben, so waren es 1892 bereits 49 Jahr­ta­ge — damit hat­te die Kir­che Wis­sel­sing ganz ande­re Finan­zie­rungs­mög­lich­kei­ten und auch der ört­li­che Seel­sor­ger konn­te damit leich­ter unter­hal­ten wer­den. Dazu kam das Expo­si­tur­wohn­ge­bäu­de, 1865 erbaut, und von Koope­ra­tor Lorenz Kloi­ber als ers­tem bestän­dig nach Wis­sel­sing expo­nier­ten Seel­sor­ger bewohnt; bis 1902 wur­de von hier aus die Kir­che Ott­ma­ring mit­ver­sorgt. Bemer­kens­wert hier­an ist das gro­ße Enga­ge­ment Wis­sel­sings für sei­ne Kir­che, durch das Ott­ma­ring vor­über­ge­hend in den Schat­ten von Wis­sel­sing trat; bis dahin hat­te näm­lich Ott­ma­ring jahr­hun­der­te­lang als Haupt­fi­lia­le” von Kirch­dorf gegolten.

Der wei­te­re Weg zur Pfar­rei ist ganz ein­fach erklärt. Die Abtren­nung Ott­ma­rings wur­de vom Ordi­na­ri­at in Pas­sau mit der Zusa­ge ver­bun­den, dass auch Wis­sel­sing eige­ne Pfar­rei wer­de, wenn das Expo­si­tur­haus adäquat aus­ge­baut wür­de. Dies geschah recht bald. So konn­te Bischof Sigis­mund Felix Frei­herr von Ow-Fell­dorf (19061936) Wis­sel­sing am 26.2.1909 zur Pfar­rei erhe­ben. Damit ist Wis­sel­sing seit 1909 eigen­stän­di­ge Pfar­rei, selb­stän­di­ger Raum christ­li­chen Lebens. Die­ses voll­zog sich u.a. in einer Rei­he von kirch­li­chen Ver­ei­ni­gun­gen, etwa der 1911 gegrün­de­ten Maria­ni­schen Jung­frau­en­kon­gre­ga­ti­on, dem Drit­ten Orden (1915 ein­ge­führt), der Rosen­kranz­bru­der­schaft und spä­ter in eini­gen Vereinen.

Die staat­li­che Ant­wort auf die rück­läu­fi­ge regio­na­le Bevöl­ke­rungs­ent­wick­lung war die kom­mu­na­le Gebiets­re­form, wodurch Wis­sel­sing zur Groß­ge­mein­de Oster­ho­fen kam. Der Pfarr­ver­band Oster­ho­fen voll­zieht die­se Ent­wick­lung par­ti­ell nach. Und so wur­de die Pfar­rei Wis­sel­sing mit Wir­kung vom 1. Janu­ar 1977 in den Pfarr­ver­band Oster­ho­fen eingegliedert.

- aus­zugs­wei­se ent­nom­men aus dem Wis­sel­sin­ger Dorf­al­bum”, das zum 100-jäh­ri­gen Bestehen der eigen­stän­di­gen Pfar­rei Peter und Paul” zu Wis­sel­sing im Jah­re 2009 erschien -